
Sonntagsgruß am 10. Mai
„Tu, was dir vor die Hand kommt“. Das ist die biblische Losung für heute – und das ist wohl das genau richtige Motto für uns hier im Alten Land. Wenn die Natur so weit ist, muss die Arbeit getan werden – egal, ob Alltag oder Sonntag.
Gerade haben wir auf dem Obsthof besonders viel zu tun. Das Frühjahr ist ja mit die arbeitsreichste Zeit im Jahr: Mein Mann und unsere beiden Großen waren zusammen mit Tausenden von Bienen tagsüber unermüdlich am Werk – und nach dem Bienenflug, also abends, nachts und noch einmal am frühen Morgen, ist der Pflanzenschutz dran. Mein Mann ist oft um 4 Uhr schon wieder auf.
Weil wir soviel arbeiten, habe ich mir selbst für jeden Tag eine kleine Auszeit verordnet. Die Dreiviertelstunde morgens zwischen viertel nach 6 und 7 Uhr gehört mir – auch wenn ich dann oft nur mit dem Fahrrad durch die blühende Natur radele, Brötchen hole und dabei die ersten Sonnenstrahlen erlebe. Der berühmte Song „Morning has Broken“ von Cat Stevens kommt mir dann in den Sinn. Die deutsche Fassung – „Morgenlicht leuchtet“ (https://www.youtube.com/watch?v=KQyCZ5vPn_U&t=42s) – steht sogar im Gesangbuch. Meist singe ich im Kopf, aber wenn mich keiner hört, bricht es aus mir heraus: „Wie lieblich ist der Maien“ (https://www.youtube.com/watch?v=uT2NewylQGo) – auch dieses Lied steht im Gesangbuch. Oder: „Geh aus mein Herz und suche Freud“ (https://www.youtube.com/watch?v=kpgw1b4Md54): „Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub / mit einem grünen Kleide; Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an, als Salomonis Seide.“ Das ist mir aus dem Herzen gesprochen. „Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun / erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herze rinnen.“
Es ist so: Obwohl viel Arbeit anliegt, kommt jeder auch mit etwas Schönem nach Hause. Es können große, aber auch kleine Anlässe sein: Mein Mann freut sich am Wachsen und Werden, meine große Tochter hat die Wildbienen im Bienenhotel beobachtet, meine kleine Tochter hat das Pony in der Nachbarschaft betüddelt und mein Sohn hat junge Häschen im Gras spielen gesehen.
Der Name des heutigen Sonntags ist „Kantate – Singt“! Ja, es ist Corona-Zeit und trotzdem haben wir Anlass zu singen. „Tu, was dir vor die Hände kommt, denn Gott ist mit dir“, lautet die Tageslosung vollständig. Ich singe auch mein Dankeschön dafür, dass ich etwas tun kann: „Ich sing Dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben“ (https://www.youtube.com/watch?v=q1QVv25_L2M). Sie können dieses Lied (wie auch alle anderen in diesem Text) im Internet anhören, wenn Sie es anklicken. Mich werden diese Stücke heute durch den Tag und auch in die neue Woche begleiten.
Am nächsten Sonntag, den 17. Mai, werden wir um 10 Uhr den ersten Gottesdienst nach dem „Lock-down“ wie gewohnt in unserer schönen Kirche feiern. Singen werden wir noch nicht dürfen – aber uns sehen und unsere Lieder vielleicht leise summen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag Kantate!
Ihre
Tanja Lühs
Kirchenvorsteherin