Karfreitagsandacht

Matthäusevangelium Kapitel 26,36 - 27,54

1. Lesung: Matthäus 26, 36-46
Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern: Setzt euch hier, solange ich dorthin gehe und bete.
Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen.
Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wacht mit mir!
Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!
Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?
Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.
Zum zweiten Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist's nicht möglich, dass dieser Kelch an mir vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!
Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voller Schlaf.
Und er ließ sie und ging abermals hin und betete zum dritten Mal und redete dieselben Worte.
Dann kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird.
Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.

Gott, ich würde mir wünschen, dass ich mich auch so selbstverständlich an dich wenden könnte, wenn meine Seele betrübt ist.
Aber oft denke ich, dass das Beten sowieso nichts nützt.
Hörst du mich überhaupt, Gott?
Du erfüllst ja nicht meine Wünsche.
Ich möchte dir trotzdem danken, Gott.
Danke, dass ich mein Vertrauen zu dir immer wieder zurückgewinne.
Das ist ein Geschenk des Himmels.
Du lässt mich nicht in der Hoffnungslosigkeit allein.
Ich habe schon oft erfahren, dass mir neue Wege aufgetan werden, wenn ich nicht weiterweiß.
Vielleicht bekomme ich nicht immer die Antwort, die ich mir erhofft habe.
Aber ich danke dir, Gott, für die Momente, in denen ich das Gefühl habe, dass du auf mich zugehst und sagst: Steh auf, lass uns gehen!

2. Lesung: Matthäus 26, 47-50
Als er noch redete, siehe, da kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes.
Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's; den ergreift.
Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi!, und küsste ihn.
Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, dazu bist du gekommen? Da traten sie heran und legten Hand an Jesus und ergriffen ihn.

Gott, hilf mir verstehen, was in Menschen manchmal vorgeht.
Wie konnte Judas Jesus auf einmal verraten? Er hatte so viel mit ihm erlebt und so viel von ihm gehalten. Waren seine Erwartungen an Jesus enttäuscht worden?
Gott, manchmal ist es schwer zu begreifen, was in den Köpfen meiner Mitmenschen vorgeht.
Sei du bei allen Menschen, die enttäuscht wurden.
Sei du bei uns, wenn wir das rechte Maß für das, was wir tun, aus dem Auge verloren haben.
Hilf, dass Menschen ihren Stolz beiseitelegen und wieder zueinander finden. Lass uns spüren, wie gut es tut, sich zu versöhnen und neu anzufangen.

3. Lesung: Matthäus 27, 1-2.15-22
Am Morgen aber fassten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes den Beschluss über Jesus, ihn zu töten,
und sie banden ihn, führten ihn ab und überantworteten ihn dem Statthalter Pilatus.
Zum Fest aber hatte der Statthalter die Gewohnheit, dem Volk einen Gefangenen loszugeben, welchen sie wollten.
Sie hatten aber zu der Zeit einen berüchtigten Gefangenen, der hieß Jesus Barabbas.
Und als sie versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Welchen wollt ihr? Wen soll ich euch losgeben, Jesus Barabbas oder Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus?
Denn er wusste, dass sie ihn aus Neid überantwortet hatten.
Und als er auf dem Richterstuhl saß, schickte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; denn ich habe heute viel erlitten im Traum um seinetwillen.
Aber die Hohenpriester und Ältesten überredeten das Volk, dass sie um Barabbas bitten, Jesus aber umbringen sollten.
Da fing der Statthalter an und sprach zu ihnen: Welchen wollt ihr? Wen von den beiden soll ich euch losgeben? Sie sprachen: Barabbas!
Pilatus sprach zu ihnen: Was soll ich denn machen mit Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus? Sie sprachen alle: Lass ihn kreuzigen!

Gott, ich frage mich, wo ich gewesen wäre.
Abseitsstehend als unbeteiligter Beobachter?
Zu Hause, weil ich mich aus dem Ganzen raushalten will?
Jesus setzte auf Vergebung und Liebe, auf Demut und Barmherzigkeit.
Wäre ich damals unter den Leuten gewesen, hätte ich sicher gedacht, dass dieser Weg in unserer Welt keine Chance hat. So einer wie Jesus gerät sowieso bald in Vergessenheit. Es lohnt sich nicht auf ihn zu setzen.
Gott, dein Weg der Vergebung und Barmherzigkeit ist auch heute – 2000 Jahre später – nicht in Vergessenheit geraten.
Ich danke dir dafür!
Hilf mir, dass ich auch danach lebe.

4. Lesung: Matthäus 27, 23-30
Er aber sagte: Was hat er denn Böses getan? Sie schrien aber noch mehr: Lass ihn kreuzigen!
Als aber Pilatus sah, dass er nichts ausrichtete, sondern das Getümmel immer größer wurde, nahm er Wasser und wusch sich die Hände vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig an seinem Blut; seht ihr zu!
Da antwortete das ganze Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!
Da gab er ihnen Barabbas los, aber Jesus ließ er geißeln und überantwortete ihn, dass er gekreuzigt werde.
Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit sich in das Prätorium und sammelten die ganze Abteilung um ihn.
Und zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel an
und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm aufs Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand und beugten die Knie vor ihm und verspotteten ihn und sprachen: Gegrüßet seist du, der Juden König!, und spien ihn an und nahmen das Rohr und schlugen damit sein Haupt.

Gott, dein Sohn Jesus ist Menschen mit Wertschätzung und Achtung begegnet. Aber er selbst wurde verspottet und geschlagen.
Gott, ich bekomme jeden Tag durch die Medien mit, wie grausam Menschen zu einander sein können.
Aber auch in meiner Umgebung bekomme ich mit, wie verächtlich Menschen über andere reden. Oft halte ich mich dann am liebsten raus.
Gott, ich weiß aber, dass ich nicht einfach meine Hände in Unschuld waschen kann.
Hilf mir, dass ich meinen Mund öffne, wo die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird.
Lass uns einander sehen und verstehen.
Gib dem Guten Kraft.


5. Lesung: Matthäus 27, 31-50
Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an und führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen.
Und als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen aus Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, dass er ihm sein Kreuz trug.
Und als sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das heißt: Schädelstätte, gaben sie ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt; und als er's schmeckte, wollte er nicht trinken.
Als sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider und warfen das Los darum.
Und sie saßen da und bewachten ihn.
Und oben über sein Haupt setzten sie eine Aufschrift mit der Ursache seines Todes: Dies ist Jesus, der Juden König.
Und da wurden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken.
Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe
und sprachen: Der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist, und steig herab vom Kreuz!
Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester mit den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen:
Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König von Israel, so steige er nun vom Kreuz herab. Dann wollen wir an ihn glauben.
Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn.
Desgleichen schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren.
Und von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.
Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Einige aber, die da standen, als sie das hörten, sprachen sie: Der ruft nach Elia.
Und sogleich lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken.
Die andern aber sprachen: Halt, lass sehen, ob Elia komme und ihm helfe!
Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.

Gott, du kennst das Leid.
Auch in den dunklen Stunden des Lebens lässt du uns nicht allein.
Wir beten für alle Menschen, die ein Kreuz zu tragen haben, die unter Krankheit, Not und Verzweiflung leiden.
Wir beten für alle, die anderen ein Kreuz auferlegen, indem sie ihnen das Leben schwer machen.
Wir beten für alle, die mithelfen, dass die Kreuze in dieser Welt weniger werden. Lass uns die Hoffnung nicht verlieren, dass nach jedem Karfreitag ein Ostermorgen auf uns wartet.

6. Lesung: Matthäus 27, 51-54
Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus.
Und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf
und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen.
Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesus bewachten das Erdbeben sahen und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!